Die nützliche Erfindung der "Pro-Russen"

veröffentlicht am 16. Mai 2014 bei Telepolis

Seit Beginn des Ukraine-Konflikts zeigen die deutschen Medien mit dem Finger auf Moskau. Innerukrainische Erklärungen für den Konflikt spielen hingegen kaum eine Rolle. Als nützlichste Medien-Erfindung erweisen sich dabei die "Pro-Russen"

Schriftzug an der Institutska-Straße in Kiew im Juli 2014. Bild: Stefan Korinth
"Die Ukraine ist nicht Russland": Schriftzug an der Institutska-Straße am Maidan. Foto: Stefan Korinth

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Ergänzende Anmerkung zu diesem Text

Aufgrund mancher Online-Kommentare möchte ich folgende Aspekte zu meinem Artikel ergänzen.

 

Zuerst eine Definition: Unter dem Begriff "Pro-Russen" verstehe ich Menschen, die für die Abspaltung ihrer ukrainischen Region und für einen Anschluss dieser an Russland sind. Mein Eindruck ist, dass dies auch der üblichen Bedeutung des Ausdrucks in der Mehrheit der deutschen Medien entspricht.

 

Weiterhin sage ich in meinem Artikel keineswegs, dass solche Menschen Erfindungen westlicher Medien sind. Ich verweise auch in einer Fußnote auf die Umfrage eines US-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts, nach der 18 Prozent der Ost-Ukrainer für eine Sezession ihrer ukrainischen Heimatregion sind. Einige von ihnen kämpfen schließlich auch bewaffnet dafür.


Mir geht es um etwas anderes: Zahlreiche Berichte erwecken den Eindruck, dass jeder Gegner der neuen Kiewer Regierung pauschal "pro-Russland" und in o.g. Sinne also für den Zerfall der Ukraine ist. Dass zudem sogar jedes Opfer von Militär und "Nationalgarde" zwangsläufig ein "Pro-Russe" ist. Diese mediale Negativ-Etikettierung, die alle über einen Kamm schert, kritisiere ich.

 

Außerdem suggeriert der Ausdruck, dass die so Bezeichneten eigentlich Russen sind und sich somit nicht am politischen Richtungsstreit innerhalb der Ukraine zu beteiligen haben. Der Großteil der dort Lebenden hat jedoch einen ukrainischen Pass. Selbstverständlich wohnen in der Ost-Ukraine auch viele russische Staatsbürger. Doch da sie ebenfalls Einwohner der Ukraine sind, haben Medien nicht das Recht, deren politische Anliegen pauschal als illegitim darzustellen.

 

Und zuletzt: Meine Texte sind Medienkritiken. Dass ich Korrespondenten, Redakteure und Kommentatoren in diesen Artikeln kritisiere, macht mich nicht zu einem Befürworter oder gar Fan Wladimir Putins. Ich setze mich damit für objektive Berichterstattung und professionelle Journalistenarbeit ein. Kritische Begleiter in Deutschland dürfen nicht auch noch als "Pro-Russen" diskreditiert werden.